Jobs im Wandel: Von der Industrialisierung bis zur Gegenwart
Bis hin zum 18 Jahrhundert erlangten die meisten Menschen ihren Unterhalt als Selbstversorger durch Landarbeit und Viehzucht. Durch den Beginn des industriellen Zeitalters und die damit einhergehende Entwicklung der so genannten Arbeitsteilung veränderte sich dieser Zustand. Die Geburt des sekundären Unternehmensbereichs der damaligen Industrie (und später auch des nachfolgenden Sektors Dienstleistungen) hinterließen einen bleibenden Eindruck in der Arbeitswelt. Mit den Jahren entstand eine Gesellschaftsschicht der Arbeiter, welche als nicht unabhängige Bedienstete bei einem Betrieb angestellt waren und für ihre Arbeitsleistung durch Auszahlungen belohnt wurden. In der Bundesrepublik besserten sich die gerade zu Beginn des industriellen Zeitalters doch ziemlich schlechten Arbeitsbedingungen durch Arbeitnehmerorganisationen, tarifliche Verträge und vom Staat festgelegte Schuzmaßnahmen wie zum Beispiel Kündigungsschutz. Mit den Verbesserungen der Arbeitsbedingungen ging nach 1918 auch eine Erhöhungein Aufstieg der Arbeitsplatzsicherheit einher. So war es zur Phase des sogenannten Wirtschaftswunders in der Bundesrepublik ab den fünfziger Jahren nichts Seltenes, wenn ein Arbeiter über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte bei einem Unternehmen angestellt war oder gar sein komplettes Leben lang bis zum Beginn seiner Pensionierung stets in dem selben Betrieb beschäftigt war. Demgemäß wurden mit den Angestellten öfters feste Arbeitsverträge ohne Determinierung abgeschlossen, wodurch die Arbeiter eine wichtige Sicherheit zum Planen und für ihren Arbeitsplatz bekamen. Der Abschluss des kalten Krieges und der Beginn der Globalisierung verursachten wichtige Veränderungen für die Wirtschaften der industriellen Nationen in Europa und besonders für die deutsche Wirtschaft und den deutschen Arbeitsmarkt mit sich. Da der Bundesrepublik ein Hochlohnland ist und die Arbeiterlöhne in Osteuropa und Asien deutlich geringer sind, wurde Flexibilität im Personalbereich für Betrieb besonders relevant, weshalb befristete Arbeitsverträge und Zeitarbeit an Bedeutung gewannen und die Personalfluktuation in den Betrieben anstieg. Wegen der hohen Arbeiterlöhne und einigen gesetzlichen Hindernissen wie zum Beispiel dem mehrfach debattierten Kündigungsschutz stellten Betrieb neue Bewerber oftmals nur noch befristet ein oder verzichteten im Inland ganz auf die Erstellung neuer Arbeitsplätze. In der Bundesrepublik führte dieser Verzicht zu einem enormen Anstieg der Nichtbeschäftigten auf über fünf Millionen Menschen.In der Bundesrepublik probierte die SPD und die Grünen innerhalb der Jahre des wirtschaftlichen Stillstands ab 2001, die Nichtbeschäftigten anzugehen und den Handel anzutreiben. Hierfür wurden die sogenannten Agenda 2010 und die Hartz-Reformen entwickelt, welche vor allem eine Festigung der Zeitarbeit durch den Abbau von strengen Richtlinien wie zum Beispiel einer höchstmöglichen Überlassungszeit arrangieren sollten. Für die Firmenchefs hat Zeitarbeit den Nutzen, dass bei besonders hoher Erschöpfung eines Unternehmens über Zeitarbeitsfirmen ganz fix Bewerber angeworben werden können. Solche Arbeitnehmer sind bei der Zeitarbeitsfirma angestellt und werden dieser Firma bezahlt. Wenn die Beschäftigung in dem vermittelnden Unternehmen niedriger wird, muss der Arbeiter nicht weiter von dieser Produktionsstätte angestellt werden und die Zeitarbeitsfirma sucht eine neue Firma für ihn. Die Personallogistik übernimmt somit die Zeitarbeitsfirma. Der große Vorteil für den Arbeiter ist, dass er den Stand der Nichtbeschäftigten hinter sich lässt, wichtige Erfahrungen sammeln kann und bei ordentlicher Arbeit gegebenenfalls auch Chancen auf eine Übernahme und damit eine Festanstellung in dem Betrieb besitzt. Die Ära Zeitarbeit und Personaldienstleistung erlangte wegen der Lockerheit gesetzlicher Bestimmungen somit deutlich an Attraktivität, was zur Konsequenz hatte, dass viele Betrieb seit mehreren Jahren alternierend zur sogenannten Stammbelegschaft vermehrt auf Arbeiter zurückkommen. Daher trug ebenfalls die Zeitarbeit Deutschland seinen Part zum spürbaren Rückgang der Nichtbeschäftigten seit dem Jahr 2006 bei.
Ralph Schuenemann
Ralph.Schuenemann@googlemail.com
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